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Noreia Zusammenfassung der Grabungsergebnisse 1929 - 1932

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Noreia Zusammenfassung der Grabungsergebnisse 1929 - 1932

Beitragvon zenzi1 » So 04 Apr, 2010 13:40

NOREIA

Zusammenfassung der Grabungsergebnisse 1929 - 1932


von Univ.Prof. Dr. Walter SCHMID
aus: "HG" Nr. 57, Graz 1933, Seite 386 - 394
StLA Nr. 289
Mit Noreia verbindet sich der Ruhm des ersten Sieges der Germanen über die Römer. Die Schlacht bei Noreia ist Episode geblieben, die Kimbern verschwanden wie ein Meteor, dennoch wurde bei Noreia, wie Mommsen treffend sagt, das erste Blatt des großen Kapitels der Weltgeschichte aufgeschlagen, in dem Germanien eine bedeutende Rolle spielen sollte.

Die Lage der Stadt Noreia wird durch die einzige aus dem Altertum erhaltene Nachricht über die Schlacht bei Strabo (Erdbeschreibung, V, 214) hinreichend charakterisiert. Nach diesem verläßlichen antiken Schriftsteller liegt die vorgeschichtliche Landeshauptstadt von Norikum 1200 Stadien (222 Kilometer) von Aquileia entfernt und besitzt ergiebige Goldwäschen und Eisengruben. Die gleiche Distanz (226,5 Kilometer) gibt das römische Straßenverzeichnis, die Tabula Peutingeriana für die römische Poststation Noreia an, die den Namen der benachbarten vorgeschichtlichen Siedlung übernommen hat und von Virunum, der römischen Landeshauptstadt der Provinz Norikum 27 römische Meilen = 40 Kilometer entfernt war. Genau in dieser Entfernung wurde im Jahre 1930 das römische Stationsgebäude in Einöd bei Neumarkt in der Steiermark ausgegraben.

Beide Entfernungsangaben sowie die Erwähnung von Goldwäschen und Eisengruben von Noreia weisen auf die Gegend zwischen Neumarkt und Hüttenberg hin. Die Flüsse im Becken von Neumarkt führen Gold in ihren Sanden, der Bergzug der Grebenze westlich von neumarkt und der Silberberg im Norden von Hüttenberg sind reich an gold- und silberhältigen Arsenkiesen. Seit dem Altertum bis in die Neuzeit hat Hüttenberg neben Eisenerz den größten Teil des Bedarfs an Eisen in Österreich und weit darüber hinaus gedeckt. Magnet- und Spateisenstein von vorzüglicher Güte werden hier seit uralter zeit gefördert. Zwischen Neumarkt und Hüttenberg liegt in der Steiermark der Bergbauort St. margarethen, von Aquileia genau 225 km entfernt, auf dessen Feldern in den letzten vier Jahren mit Mitteln des steiermärkischen Landesmuseums Joanneum, der österreichischen Akademie der Wissenschaften und mit Unterstützung industrieller Kreise der Steiermark, die Überreste der vorgeschichtlichen Landeshauptstadt ausgegraben wurden.

Die Stadt Noreia lag auf breiten ausgedehnten Terrassen von ungefähr 870 m Gesamtlänge, die in drei- bis vierfacher Abtreppung übereinander lagen und infolge ihrer hohen, steil abfallenden Ränder eine natürliche Festung bilden, sodaß die Stadt nur an den sanften Böschungen der Nordseite, über die eine feindliche Annäherung möglich war, einer künstlichen Verstärkung des Schutzes bedurfte.

Ein Bergrücken lagert sich hier wie ein Querriegel als natürliches Bollwerk vor die Stadt und bildet Rückgrat und Mittelpunkt einer eigenartigen, aus Steinwall und Palisade kombinierten, 194 m langen Befestigungsanlage (Abb. 2). Der Riegel war mit einem aus Steinen und Lehm aufgebauten, 1,75 m bis 2,15 m breiten Wall befestigt, der am westlichen Auslauf 2,30 m breit und noch 20 cm hoch war.

Am östlichen Ende des Walles wurde knapp neben dem gegenwärtigen Fahrwege die antike Straße, 3 m unter dem angeschwemmten Niveau, gefunden. Ein 4,20 m breites Doppeltor sperrte den Zugang. Pfostenlöcher von zwei mächtigen Torsäulen, fest verkeilt und mit Steinen verankert, bezeichneten die Torwangen, ein glatt abgeriebener großer Stein in der Mitte bildete den Anschlag für die Torflügel. Reste verkohlter Balken und Nägel vom Beschlage des Tores wurden noch gefunden. Der mächtige Torbau mit den beiden 8 m breiten vorspringenden Türmen wirkte nicht allein architektonisch gewaltig, seine Anlage war auch strategisch wohl durchdacht.

Wie im Osten löst auch im Westen des Bergrückens den Wall eine Holzpalisade ab, die aus Pfosten errichtet und mit Flechtwerk verbunden war. Die 49,80 m lange Palisade besteht aus einer einfachen, in Zickzack verlaufenden Pfostenreihe und ist mit vier Türmen verstärkt. Sobald sich die Palisade dem Turm nähert, verdoppeln sich die Pfosten und leiten in dieser Verstärkung zu dem aus zwei oder drei Pfostenreihen gebauten Turm über.

Der nördlichste, nach dem Besitzer bezeichnete Haslerturm ist halbkreisförmig gebaut (Breite 4,25 m), der zentralgelegene ovale Severinturm (Breite 2,55 m) ist stärker und dichter mit Pfosten besetzt, der 3,50m Amandusturm gleicht dem Haslerturm. Der halbrunde 3,35 m breite Eckturm ist mit drei Pfostenreihen verstärkt, die gegen das Ende des Steilabhanges auslaufen und aufhören. Die Türme sind mit zwei bis drei seitlichen Streben gestützt.

Längs der Palisade wurden spätkeltische Scherben, darunter eine Dreifußschale und runde Geröllsteine gefunden, die als Wurfgeschoße dienten. Hinter der Palisade stand das Wachlokal für die Bewachungsmannschaft, ein 7,60 m langes und 6,40 m breites Haus mit zwei Räumen und einem großen rechteckigen Herd.

Bei der Aufklärung des Vorfeldes durch Suchgräben wurden vor dem mittleren Severinturm zwei Belagerungstürme angetroffen, die hintereinander 13 m und 3,60 m entfernt vom Turm standen. Sie waren fast gleich groß (1,85 x 2,20 m und 2,00 x 2,40 m), ungefähr rechteckig, an den Ecken zeigten starke Pfostenlöcher den Standort der Eckpfosten, der Sockel war durch eine Trockenmauer verbunden und geschützt. Im entfernteren Turm wurden ausgesprochen römische Scherben gefunden.

Das Ende des unabhängigen norischen Königreiches tritt hier greifbar zutage. Nach einem verunglückten Einfall der Noriker und Pannonier in Istrien im Jahr 16 v. Chr. haben der Konsul P. Silius und seine Unterbefehlshaber, wie Dio 54,20 berichtet, Norikum erobert und dem römischen Reiche tributpflichtig gemacht.

Der Angriff auf Noreia erfolgte bei der Palisade, als dem schwächsten Punkte der Verteidigungslinie. Unter dem Schutze des entfernteren Belagerungsturmes bauten die Römer den näheren Turm und verbanden beide mit einer Sturmbrücke; der Severinturm mußte den größten Sturm aushalten und wurde angezündet, da an ihm Brandspuren beobachtet wurden. Auch der Haslerturm wurde angegriffen, 3,60 m von ihm entfernt wurde ein gewaltiger Steinblock, der als Sturmbock gedient haben wird, gefunden. Erobert wurde auch das Stadttor, da neben ihm zahlreiche Spuren verbrannten Holzes lagen.

Das in einem heldenhaften Kampfe zugrundegegangene Noreia (Plinius 19, 131: ... interiere ... Tauriscis Noreia ...) wurde vom Erdboden getilgt und nur noch die Sage von der versunkenen Stadt im Hörfelde hat die Erinnerung an die ehemalige Herrlichkeit späteren Geschlechtern aufbewahrt.

Das auffällige Merkmal der vorgeschichtlichen Stadt bildet die dichte, städtisch geschlossene Besiedelung der Terrassen (der Ausdruck urbs Noreia bei Sempronius Asellio um 100 v. Chr. kennzeichnet trefflich die ausgedehnte Stadtanlage).

Diese eigentümliche Erscheinung wurde bereits bei der ersten Grabung im Herbste 1929 festgestellt und ihr besonderes Augenmerk gewidmet, indem größere Partien der einzelnen Terrassen untersucht - vor allem jedoch der sogenannte Lusenboden, die größte Terrasse - systematisch aufgeschlossen. Im Laufe der Jahre wurden 48 Gebäude ausgegraben; die Gesamtzahl der Häuser darf man wohl sicher gegen hundert annehmen.

Wie der illyrische Name der Stadt eigentlich voraussetzt, war das Gebiet von Noreia bereits in der jüngeren Hallstattzeit besiedelt. Die norische Altstadt (bisher fünf Häuser) lag mehr im Schutze der Hänge. Es waren ein- und zweiräumige hölzerne Blockhäuser, das größte (Länge 13,70 m, Breite 11,11 m), in dem junghallstättische Scherben und ein kleines Bruchstück eines roten Gefäßes der Este III Periode gefunden wurden, stand am Lusenboden; in jüngerer Zeit erhielt es einen stallartigen Anbau (Länge 6,90 m, Breite 3,30 m, ).

Die Sockellage war aus großen, stellenweise dicht geschlossenen Steinreihen aufgebaut, in ihrer Richtung lagen stärkere Streifen von Holzkohlenresten der verbrannten Blockwände. Über einen 2 m breiten steingepflasterten Vorplatz gelangte man in den Vorraum und durch eine in der Mittelwand befindliche 90 cm breite Torlücke in den Herdraum, dessen länglicher 1,00 m bis 1,20 m breiter, leicht vertiefter und mit kleinen Steinen eingefaßter Herd an den Ecken abgerundet war. Vor dem Herd lag eine ovale steingefaßte Herdgrube, in der wie im Herde noch reichliche Reste von Asche und Holzkohle lagen; eine zweite geräumige Aschengrube befand sich an der Außenwand an der Nordwestecke des Hauses. Neben dem Herd lag als Sitzplatz ein großer Stein und an der wärmeren Südwestwand grenzte eine Reihe locker gestellter Steine die Lagerstätte ab, die wahrscheinlich durch eine leichte Holzzwischenwand vom Herdraum abgetrennt war.

Die nach dem unglücklichen Ausgange der Schlacht bei Telamon (225 v. Chr.) in das Ostalpengebiet abgedrängten keltischen Taurisker belegten mit ihrer viel größeren Anzahl von Häusern die Terrassen bis an den Rand. Auf den äußeren Terrassen stehen dicht gedrängt einfachere Häuser.

Die bedeutenden Gebäude standen auf dem Lusenboden. Am Südwestrande dieser Terrasse stand das Königshaus (bei Cäsar bell.Ga.. I 5 wird rex Voccio, der Schwager des Suebenkönigs Ariovist, genannt), ein geräumiger Bau (Länge 14,35 m, Breite 8,25 m), dessen 2,60 m breite, von Säulen getragene Vorhalle mit Stufen ausgestattet war, von denen noch vierkantig behauene schmale Steine umherlagen . Der Vorraum war mit einem 12 cm dicken Lehmestrich belegt, mit einem gleichen, doch erhöhten Estrich auch der Herdraum. In der Mitte des Estrichs war aus Bruchsteinen der Herd (Länge 2,10 m, Breite 1,75 m) eingebaut, die Steine verbrannt und mit Holzkohlenresten bedeckt (Abb. 12).

Die benachbarten Gebäude, von denen vier knapp nebeneinander längs einer geraden Gasse standen, sind teils durch Brand zugrunde gegangen, teils langsam verfallen. In einigen Bauten fehlen Herde, sie werden als Vorratshäuser und Wirtschaftsräume gedient haben.

Ein großes Gebäude (Länge 14,95 m, Breite 14,45 m) durchbricht mit seinen vier Räumen, darunter einem gepflasterten, das Grundrißschema des in Noreia üblichen Haustypus und bedeutet eine Weiterentwicklung der Hausform in der späten keltischen Zeit, wie man sie bereits in Windischgraz und Reichenhall beobachtet hat.

Neben dem engverbauten Königsbezirk stand vor einem freien Platz das Heiligtum, ein 6 m breiter Rundbau aus Pfosten, begleitet von einer Pfostenreihe, dem Säulenumgang, umgeben von einer rechteckigen Einfriedung (Länge 13,25 m, Breite 11,25 m). Die Mitte des Heiligtums nahm ein primitiver Altar ein, 35 cm hoch, aus vier großen rechteckigen Platten aufgebaut (Länge 1,00 m, Breite 70 cm). Hinter dem Altare lag eine große 1,90 m breite halbrunde Herdgrube für das Opferfeuer; eine längliche Aschengrube befand sich neben dem Eingange an der Südwestseite.

Hinter dem Altar stand eine Holzsäule, die mit Ruten, deren Abdrücke neben ihr lagen, an den Pfosten der Tempelwand befestigt war: der Kultpfeiler, vielleicht bildlos oder mit einer einfachen Skulptur verziert . Der göttliche, verehrte Pfahl ist im mittelländischen Kulturkreis als Kultobjekt weit verbreitet.

Der Bau dürfte noch am Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. errichtet worden sein, da er von gleicher Bauart ist, wie die von den neuangekommenen Tauriskern aufgebaute Palisade.

Die runde Form des ältesten Heiligtums der Landesgöttin Noreia führt uns weit in die Vorzeit zurück. Die ältesten Tempel der Römer (der Vesta am Forum, die republikanischen Heiligtümer auf dem Largo Argentina) waren Rundbauten. Vorgeschichtliche hölzerne Kultbauten von annähernd runder Form hat auch S. Loeschcke im Tempelbezirk von Altbach bei Trier festgestellt. *)

Sowohl in den Häusern der jüngeren Hallstattzeit als auch in jenen der spätkeltischen Periode wurden eiserne Gegenstände und reichliche Eisenschlacke gefunden. Die primitiven vorgeschichtlichen Brennöfen konnten wegen ungenügender Gluthitze weniger das flüssige Eisen als vielmehr eine stark eisenhältige Schlacke, das Roheisen, hervorbringen, das durch wiederholtes Erhitzen und Hämmern von den Beimengungen befreit und zu weichem Eisen umgeschmiedet wurde. Von besonderer Wichtigkeit ist der Fund des Bruchs eines Eisenbarrens im Haus Nr. 7, der zu einem halbfertigen Schwert gehört, das erst durch Aushämmern geformt wurde.

Im Hüttenlaboraturium Donawitz durchgeführte Analysen haben ergeben, daß in der jüngeren Hallstattzeit in Noreia nur weiches Eisen produziert wurde, daß jedoch die keltischen Taurisker aus ihrer Heimat in den savoyschen Bergen die Kenntnis der Stahlerzeugung mitgebracht und den Frischprozeß geändert haben.

Tagbaue und Schutthalten mit junghallstättischen Scherben sowie ein keltischer Herd mit Schlackenresten wurden auf der Linderhalt, auf den Höhen oberhalb von Noreia festgestellt. Auf dem windreichen Zenzenalpl wurden drei Schmelzöfe mit vorgeschichtlichen Scherben ausgegraben, einfache Öfen (Breite 1,70 m x 150 m, und 1,00 m x 1,30 m), aus eine Kreis von Steinen gebildet, deren rotgebrannter Lehmboden noch Reste von Holzkohle und Eisenschlacke aufbewahrt hat. In ihnen besitzen wir die ältesten Zeugnisse des Bergbaubetriebes in Norikum, die ins fünfte bis vierte Jahrhundert vor Christo zurückreichen.

Noch bedeutungsvoller war die Ausgrabung des gewerblichen Bezirkes auf dem Hasloberboden in Noreia. Fernab der eigentlichen Siedlung, um diese durch nichts zu gefährden, standen hier eng zusammengerückt zwei Wohnhäuser und sieben Schmiedewerkstätten.

Nach dem Vorkommen der bereits auf der Töpferscheibe gearbeiteten Tonware gehört der Bezirk dem ersten vorchristlichen Jahrhundert, vornehmlich seiner zweiten Hälfte an. Das kleinere Wohnhaus 42 (Länge 6,60 m, Breite 3,35 m) war einfach ausgestattet

Die Schlacht bei Noreia im Jahre 113. v. Chr.

Sturmflut und Landnot haben in der zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts v.Chr. einen Teil der Kimbern veranlaßt, ihre Heimat in Nordjütland zu verlassen und sich neue Sitze in südlichen Gegenden zu suchen. Über die mährische Pforte gelangten sie donauabwärts zu den keltischen Skordiskern in Serbien, die sie jedoch aus ihren Gebieten abdrängten. Drau- und muraufwärts **) gelangten sie nach dem nördlichen Norikum, aus dem sie auf dem einzigen fahrbaren Weg über den Perchauersattel und das Hörfeld nach dem Süden vorzustoßen gedachten.

Die starke Schlüsselsfestung Noreia an dem unbezwinglichen Paß des Steirergrabens gebot ihnen jedoch Halt, ebenso das Herannahen des römischen Heeres, das nach der Nachricht des Appian ursprünglich am Paß von Pontafel Aufstellung genommen hat, um einem kimbrischen Einfall in Italien vorzugeuben, dann aber den Kimbern entgegengezogen war.

In Unterhandlungen mit dem Konsul Cn. Papirius Carbo erklärten die Gesandten der Kimbern ihre Bereitwilligkeit, das Land zu verlassen. Der Konsul gab der Gesandschaft einheimische Führer mit, die sie auf einem Umweg in das Lager zurückführen sollten. Er selbst eilte auf dem kürzeren Weg voraus, um die bei Noreia lagernden Kimbern hinterrücks zu überfallen.

Aus dem Schlachtbericht bei Appian geht hervor, daß nur ein Gewitter während des Kampfes und die eintretende Dämmerung eine vollständige Niederlage der Römer verhindert haben.

Der Kampf muß daher am Nachmittage begonnen haben. Die Vorgänge vor der Schlacht lassen sich aus dem Bericht Appians mühelos rekonstruieren. Die germanischen Gesandten trafen den Konsul am wahrscheinlichsten am nördlichen Krappfeld in der Gegend zwischen Kappel und Silberegg.

Norische Führer geleiteten die Gesandtschaft auf dem heute noch viel benützten längeren Weg von Silberegg über Zeltschach und den Sattelbogen in die Gegend von Noreia, indessen das römische Heer auf der uralten Straße über Guttaring und Hüttenberg durch den Steirergraben (6 Stunden Wegs) zog und die Kimbern unter Bruch des Völkerrechts auf dem Hörfeld angriff.

Reste des Kimbernlagers konnten im Gebiet von Aich in der Nähe von Noreia auf den westlichen Höhen des nördlichen Hörfeldes, auf der sogenannten Hochweide am Reidingpichl, festgestellt werden. Das Gelände von Aich bildet eine weite Mulde, die einer größeren Volksmasse bequem Unterkunft und durch die wallartige Erhebung der flachen Ränder und ihren ziemlich starken Abfall guten Schutz bot.

Auf weit auseinanderliegenden Stellen wurden hier in Suchgräben zwei Herde und Reste von drei Lagerfeuern, in ihnen vorgeschichtliche Scherben, gefunden. Die beiden Herde auf dem Reidingpichl lagen 11,70 m von einander entfernt. Der ovale Herd 1 (1,40 m x 1,05 m) lag auf dem gewachsenen Schotterboden, 20 cm bis 25 cm unter dem Niveau, und war aus einer Reihe lockerer Steine gefügt (Abb. 14). Im Herde lagen Holzkohlenreste und eine Scherbe, eine zweite knapp neben dem Herde, zwei weitere in geringer Entfernung von ihm. Von Resten einer etwa dazugehörigen Hütte war keine Spur vorhanden, Funde in der näheren Umgebung fehlen vollkommen.

Der zweite Herd (1,90 m x 1,50 m), 40 cm unter dem Niveau, war etwas unregelmäßig gebaut. Seine Rückwand bildete der ansteigende Schotterboden, gegen den der Herd mit großen Steinen und Steinplatten abgegrenzt und von hohen Steinen umgeben war. Den Boden des Herdes bedeckte ein Pflaster aus kleinen Steinen und Geröllen. Auf dem Herd lagen wenige Scherben. Versuchsgrabungen nach Resten einer vielleicht dazugehörigen Hütte blieben hier ebenso erfolglos wie beim ersten Herd und bei den Resten der Feuerstätten, die unterhalb des Reidingpichls und oberhalb des Aicherbauers im Wald festgestellt wurden und die aus länglichen Streifen von Holzkohle bestanden, in denen Scherben lagen.

Die Scherben zeigen eine andere Tonmischung, Arbeit und Form als jene von Noreia und müssen daher einem ethnisch von den Norikern verschiedenen Volke angehören.

Das Schlachtfeld auf dem nördlichen Hörfelde ist 600 bis 800 m breit und bietet Raum genug zur Entwicklung der Schlachtlinie. Nach der Manipulartreffentaktik der damaligen Zeit, wie sie Polybius schildert, brauchte eine Legion mit dem Normalstand von 4200 Mann Infanterie und 300 Reitern für die Aufstellung der Schlachtordnung eine Frontbreite von durchschnittlich 180 m (1. Stadion 185 m) und eine Tiefe von 100 m; an den Flanken nahm die Kavallerie Aufstellung. Diese normale Schlachtordnung wurde wahrscheinlich von den Römern auch aufgestellt, doch haben die über den Verrat erbitterten Germanen sicherlich die Kampffront durchbrochen, durch wilden Anstrum die Treffen in Unordnung gebracht und überrannt. Für die Durchführung der römsichen Gefechtsweise blieb keine Betätigungsmöglichkeit übrig. nur den Naturgewalten konnten die Römer die Bewahrung vor völliger Vernichtung danken.

Die Benützung der Zinkstöcke 1 und 3 bis 14 verdankt der Verfasser dem gütigen Entgegenkommen des historischen Vereins für Steiermark.

*) W. Schmid, Norisches Eisen S. 7.f
**) Ein unmittelbares Zeugnis ihres Aufenthaltes in der Umgebung von Radkersburg bedeutet der Helm von Negau mit der eingeritzten Inschrift des Namens des Besitzers Harigast. Marstrander, Les inscriptions des casques de Negau, Sybm.Osloenses III, S.64


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