Hallo zusammen,
diese beiden Fibeln wurden mir durch einen Bekannten angetragen.
Es handelt sich um zwei römische Scharnierfibeln in Scheibenform mit blauem Glasemail.
Im Fundzustand sahen sie so aus:
Im Detail:
Es galt zunächst die losen Schmutzpartikel zu entfernen.
Dabei ist darauf zu achten, die recht dunkle Patina nicht mit Wasser zu verweichen.
Der Schmutz würde Wasser wie ein Schwamm aufsaugen und
am Objekt halten. Die Patina würde verweichen und bei
jeglicher mechanischer Weiterbehandlung Schaden nehmen.
Deshalb entfernte ich diese Partikel mit einem Skalpell.
Dann kommt zum ersten Mal Wasser ins Spiel.
Die Oberfläche wird stark gewässert um die Schmutzreste im Wasser
quasi schwimmend mit der Skalpellspitze zu "lockern" und mit viel Wasser
auszuschwemmen, ohne an der Unterlage zu kratzen.
Das passiert aber nicht bei fließendem Wasser, sondern das Wasser
wird mit einem übersättigt genässten Wattestäbchen auf das Objekt "importiert".
Hierbei muss man aufpassen und stets die Reaktion des Objekts beobachten,
da bereits in der Antike die Emailauflage durch ein Trägermaterial gesichert wurde,
das wie ein Kleber fungierte.
Da es Bayer und BASF noch nicht gab, wurden Naturmaterialien verwandt,
die teilweise stark saugend sind.
Wenn man dies bemerkt, ist die "Behandlung" abzubrechen und eine andere Taktik zu wählen.
Auf 7 Uhr sind in dieser Einstellung reste des gelblich-grünen Trägerstoffes zu erkennen.
Je nach Zustand wird nun die Oberfläche konserviert.
Dazu kann man neben anderen Methoden wie Wachs, Waffenöl, oder Paraffin
auch Zapon-Lack nehmen, der sich später erforderlichenfalls ( z.B. Nachbearbeitung)
mit Aceton schadlos leicht entfernen lässt, bei anderen Mitteln geht das nicht.
Die Oberfläche wird durch den Lack verfestigt, da er atmungsaktiv ist, aber nicht geschädigt.
Beim Aufbringen sieht das aus wie nass von Wasser:
Der Lack trocknet sehr schnell an (wenige Sekunden) und kann dann
angefasst werden. Überschüssiges Material kann man mit einem
Wattestäbchen entfernen, allerdings sollte man anklebende Härchen
später entfernen.
Das Ganze ist nun vorläufig fertig.
Der Lack reduziert sich im Laufe der nächsten 3 Wochen
und ist dann nicht mehr zu bemerken.
Vereinzelt kann es vorkommen, dass bei zu üppig aufgetragenem Lack eine
helle Schicht wie ein Latexüberzug zu bemerken ist.
Den kann man leicht entfernen und dann den Lack neu dünn auftragen.
Mit dem Lack kann man in "Tauchtechnik" auch stark bröselige Patina
tränken, die dann verhärtet und so haltbar bleibt.
Um solche Anfängerfehler zu vermeiden empfiehlt sich anfangs den Lack
mit einem in Lack getauchten Wattestäbchen "aufzurollen".
Die Schicht sollte möglichst dünn, aber durchgängig sein.